Erfahrungsbericht Gewächshaus - Bewässerung für die emerse Echinodorus-Kultur
Botanisch interessierte Aquarianer erliegen gelegentlich dem Sammelvirus, - ich auch. Deshalb ist mein Gewächshaus seit 2006 Hort einer kleinen Echinodorus-Sammlung. Für die emerse Kultur musste das Gewächshaus noch alltagstauglich gemacht werden.
Zunächst gab es innen noch Sandboden, denn vorher war der Platz ein Beet und das Häuschen lediglich auf die Schmalseite halb eingegrabener Rasenkantensteine gesetzt worden. Erste Sammelobjekte wurden provisorisch in unterschiedlichen Kunststoffwannen gehältert. Kontroll-/Pflegeinterwalle von teilweise nur alle 1 bis 2 Wochen vor Ort, reichten da nicht. Die Anlage musste unabhängiger von manueller Bewässerung werden.
Nach einem Jahr erster Versuche, wurden einige Terassenplatten im Gewächshäuschen verlegt. Der Gartentisch, auf dem die alten Wannen standen, hatte ungünstige Maße und wurde gegen ein 3er-Set Tapezier/Flohmarkttische ausgetauscht.
Bei kommerzieller Massenkultur werden die Echinodorus überwiegend emers kultiviert und das oft auf riesigen Kulturtischen im Ebbe-Flutsystem. Nun hat vorliegendes Gewächshaus aber nur knapp 4 qm Grundfläche. In den umliegenden Baumärkten und Gärtnereien fand ich nichts nach meinen Vorstellungen und was ich vom mehrjährigen ein-und ausgehen in damaliger Partnergärtnerei kannte. So machte ich mich im Internet auf die Suche nach kleinen Entsprechungen.
Nun gibt es ja gewisse Grünpflanzen mit teils überaus begehrtem Inhaltsstoff. Und auch deren Kultivateure haben mit Platznöten zu kämpfen und müssen die grünen Herzchen auch bewässern. Für deren Liebhaber gibt es Shops mit nützlichem Zubehör. Und da kann man in Sachen kleiner Ebbe-Flutwannen fündig werden. Der herrausgesuchte Internetshop hatte auch ein Ladengeschäft in Berlin (es gibt in Berlin diverse Shops in der Richtung) und so holte ich mir mein Zubehör gleich ab.
Der Verkäufer hat gefragt, ob er alles in eine neutrale Tüte packen soll ... .Bei meiner Erklärung zum geplanten Verwendungszweck, hätten Sie den Gesichtsausdruck des Verkäufers sehen müssen!
So besorgte ich mir drei Stück dieser Ebbe-Flutwannen. In selbigem Laden auch gleich drei Stangen Grodan (Steinwolle), als Substrat auch in der Echinodoren-Massenkultur überwiegend üblich. Benötigte Plastiktöpfe zur Umtopfung aus den zu klein werdenden Gittertöpfen der aquaristischen Standardware, hatte ich noch als Abfallprodukt des Balkonpflanzenkaufes übrig.
Dann war die Umsetzung einer geregelten Bewässerung vorzunehmen. Zunächst bohrte ich die Wannen an der tiefsten Stelle auf und setzte einen Klickanschluss für einen üblichen Gartenschlauch ein. Als Vorratstank für die Nährlösung nahm ich ein altes 50 Liter Heringsfass aus Kunststoff, mit einer über eine Zeitschaltuhr gesteuerten kleinen Teichpumpe. Nach der Pumpe gibt es verzweigende Schnellanschlüsse zum Anschluss jeder Wanne. Im Sommer staue ich die Tische 3 mal täglich für 15 Minuten an, im Spätherbst/Winter/Frühjahr einmal. Später werde ich damit vielleicht noch für Versuche variieren. Die Befüllung ist durch unterschiedliche Schlauchlängen nicht gleichmäßig, das kompensiere ich halbwegs, in dem ich einen Topf oder einen Stein entsprechend auf die stärkste Einlaufstelle platziere und so einen Widerstand erzeuge, der die anderen Tischzuläufe einigermaßen angleicht. Möglicherweise kann man das auch anstatt durch Nutzung von einfachen Verzweigungen, über Verteiler mit Hahn noch besser einstellen.
Bei ca. 3 cm Wandhöhe hat jede die Wannen ein theoretisches Fassungsvermögen von über 20 Litern, somit bestand die Gefahr des leerpumpens des nur 50 Liter fassenden Vorrats-Fasses, bevor der dritte Tisch seinen Wasserstand hat. Platz für einen größeren Tank wollte ich nicht opfern. Eine Verlagerung des Tanks nach draußen schließt sich durch die ganzjährige Nutzung (Frost) aus. Deshalb habe ich an höherer Stelle aller drei Wannen ein weiteres Loch gebohrt, einen Überlauf eingesetzt (siehe rechts, Dieser wurde noch um 1cm gekürzt), der wiederum jeweils mit einem Schlauch in den Tank zurückgeht. Der maximale Wasserstand kann so begrenzt werden und mit überschreiten zurück fließen. Die Gefahr des leer gepumpten Tankes ist minimiert.
Nach Ende der Anstauzeit läuft das Wasser durch die Schwerkraft den gleichen Weg des Zulaufes durch die abgeschaltete Pumpe in den Tank zurück. Natürlich verringert der Bedarf der Pflanzen den Tankpegel täglich, insoweit muss man entsprechend auffüllen. Ansonsten läuft die Angelegenheit so über diverse Tage selbsttätig. Gelegentlich gelangen Luftblasen in des Schlauchsystem, welche die Gleichmäßigkeit der Befüllung der drei Wannen verschieben, diese befördere ich per manueller an- und auschaltung der Pumpe in schneller Folge hinaus.
Manche Wasserpflanzengärtnereien lassen die Pflanzentöpfe ständig im Wasser stehen. Das lässt sich mit den Ebbe-Fluttischen auch realisieren. Es wäre lediglich ein weiterer Stutzen nach Muster des Überlaufes in das bereits vorhandene Innengewinde des Zu/Ablaufes eingeschaubt. Nach abschalten der Pumpe verbleibt das Wasser bis Höhe des Stutzens in der Wanne. Diese einfache und preisgünstige Bewässerungs-Bastelei ist mit Abfassung des Beitrages zwei Jahre in Betrieb.
Update/Hinweis: Die 42. Ausgabe des AMAZONAS Süßwasseraquaristik Fachmagazins (Juli/August 2012 - Titelthema "Skalare") enthält einen mehrseitigen Beitrag über die Hälterung meiner Echinodorus-Sammlung in diesem Gewächshaus.
© 2009 - Petra Mees