Frass-Schäden durch Welse
Irgendwann am Morgen (oder wann immer man aus dem Bett findet) begibt sich der Aquarienfreak auf Tour, um das oder die Aquarien zu inspizieren. Und plötzlich ... Schreck lass nach - was ist das denn!?!
Meine Pflanzen sind schön gewesen. Willkommen im Klub. Hier war es ein Ancistrus-Weibchen. Eine eigene Praxiserfahrung zum Thema Saugwelse und Echinodorus. Diese Welse tun das aber nicht generell.
Neulich habe ich zum Graus entdeckt (und das war der nötigende Auslöser zu dieser Seite), das Heimgesuchte mit Fotos ebensolcher eindeutigen Frass-Schadbilder Rat suchend in Internet-Foren auftraten. Entgegnet werden Spekulationen und Behauptungen zu Nährstoffmangel der Pflanzen. Naja, manchmal kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, das absichtlich völliger Schund proklamiert wird. Manche wissen womöglich nichts anderes mit sich und Anderen anzufangen.
Betroffene werden auf falsche Fährten gelenkt. Das zieht sich peinlich lang hin - und jeder weiß noch mehr Schmarrn dazu. Weil der zunächst bemühte Dr. XY ja gesagt hat, das es die Saugwelse als Ursache garantiert nicht in Frage kommen. Und man hätte selber bei Schummerlicht die ganze Sache Nachts bewacht und könne die Fische absolut ausschließen.
Ach so. Wie viele Nächte lang denn? Es passiert überwiegend nachts - und üblicherweise n i c h t, solange man bei Schummerlicht davor sitzt, sondern wenn man unschuldig im Bettchen schnarcht. Saugwelse sind dahin gehend nicht erst in Spezialistenkreisen als Missetäter eindeutig entlarvt.
Mit unterschiedlichen Individuen der gleichen Art, kann man verschieden ausgeprägte Täterschaft zum Thema erfahren. Ich hatte die erste dieser Erfahrungen 1991 - und war schon 10 Jahre Aquarianerin, besaß Ancistrus und Echinodorus schon lange. Dann ein 6-wöchiger Amerika-Urlaub. Danach gab es eine fast gänzlich skelettierte Echinodorus bleheri. Naja, die Urlaubsvertretung hatte es wohl nicht so mit dem füttern, da kommt manch armer Fisch eben auf Abwege. Bis dahin war Derartiges nie passiert. Und bis heute benehmen sich meine Saugwelse - meistens. Beim schlendern durch die Aquaristik-Abteilung eines Baumarktes habe ich bemerkt, das die emersen Blätter einer großen Echinodorus-Art, mit Bleien beschwert, als Futter für eine Horde junger Ancistrus diente. Einerseits sicher nicht die ungesündeste Ernährung, aber womöglich ein antrainieren unerwünschten Fressverhaltens beim späteren Besitzer.
Ich habe diverse Aquarien in Betrieb und in fast jedem Becken gibt es Ancistrus, die futtermäßig nicht oft Fettlebe erfahren. Die Erfahrung zeigt, das die Welse zur Reinlichkeit im Aquarium beitragen, deshalb gehören die Tierchen hier zum Grundinventar der Becken. Sie bewähren sich immer wieder insbesondere gegen Braunalgen.
Nun gibt es weitere Welse, die von Laien hinsichtlich ihrer Verträglichkeit zunächst nicht auf "Pflanzen-Eignung" unterschieden werden und zu schnell unbedacht angeschafft sind. Wer sich z.B. "Wabenschilderwelse" zulegt, die zwar recht ansprechend aussehen, bemerkt oft zu spät, das die Art für das aktuelle Aquarum groß wird und prinzipiell die Pflanzen vernascht. Diesbezüglich ist der ordinäre Ancistrus außen vor und eine gute Wahl. Außerdem auch für Anfänger leicht zu züchten.
Dabei gibt es Aquarien hier, in denen Ancistrus und Pflanzen der Gattung Echinodorus jahrelang ohne Schadensbild existieren. Und dann ist da z.B. wieder Eines, wo jenes Wels-Weibchen wilde Sau spielt. Es sind neben weiteren Pflanzen unterschiedliche Echinodoren im Aquarium, sowohl Arten als auch Sorten, die ohne Unterschied angefressen werden. Nun ist die weitere Erfahrung der Autorin so, das es hier eigentlich immer Echinodoren betrifft, die neu eingesetzt wurden. Die emersen Blätter und die ersten frischen submersen Blätter werden zunächst angefressen. Es scheint auch nicht am emersen als solchem zu liegen, denn auch bereits submers erstandene Echinodoren trifft das Schicksal. Egal ob die Pflanze aus dem Handel stammt, oder vom anderen Aquarienfreund. Es scheint irgendwie der Geschmack des "Neuen" im Aquarium zu sein. Entgegen dem Wels-Weibchen mit Appetit auf Echinodorus, pflege ich z.B. auch ein Aquarium mit einem ständig Junge produzierenden Ancistrus-Pärchen. Dort ist kein Schaden an den Echinodorus festzustellen - es sei denn, die Wasserzirkulation stagniert länger durch verstopften Filter. Dann lassen sich Frasstellen erkennen. Mit Instandsetzung der Wasserzirkulation ist das sofort gestoppt. Die pflegerische Disziplin mal wieder.
Der eine Aquarianer kann die Erfahrung machen, das stets alles gut geht mit den Pflanzen bzw. Echinodorus und Ancistrus im Aquarium. Bei dem Anderen ist es ein temporäres Problem, das sich mit dem Alter und Eingewöhnung und Umstellung der Pflanze im Aquarium gibt. Und dann gibt es ganz arme Freaks, die sich die Karten legen und das Problem nicht bewältigen, obwohl sie die Fische angeblich mit sämtlichen ablenkenden Leckerlies verwöhnen. Aufgrund eigener Erfahrung, kann die pauschale Ablehnung von Ancistrus in Aquarien mit Echinodorus jedenfalls nicht unterstützt werden. Genauso wenig die Welse zu Engeln erklären. Bleibt anderen Aquarianern nur, es selber zu testen/riskieren.
Vor Jahren hatte ich auch kaputte Riesenvallisnerien durch Welse der Gattung Synodontis.
Die Blätter wurden direkt über dem Bodengrund abgetrennt und die Blätter schwammen oben. Die im Bodengrund verbliebenen Stümpfe waren so zerstört, das kein Neuaustrieb mehr erfolgen konnte. Saubere Arbeit der Welse und trotzdem alles für den Müll.
Auch wer sich für Wasserschnecken interessiert, sollte sich vorher um Kenntnisse der spezifischen Nahrungsvorlieben bemühen.
© 2005 - Petra Mees