Filterung und Wasser
Angemessene Filterung des Aquarienwassers ist für die ästhetische Wirkung eines Aquariums unerlässlich und auch für Aquarienpflanzen von erheblicher Bedeutung. Selbstverständlich benötigen auch sonstige Aquarienbewohner für ihr Wohlbefinden eine funktionierende Filterung, denn ein Aquarium bleibt ein künstlich geschaffener Lebensraum der ohne technische Unterstützung dauerhaft kaum auskommt. Nur in wenigen Ausnahmefällen zu bestimmtem Zweck, kann eine Filterung unterbleiben.
Es gibt unterschiedliche Typen und Bauarten von Aquarienfiltern, die jeweils auf das Aquarium und den Besatz abzustimmen sind. Für ausreichende Wasserbewegung empfiehlt sich i.d.R. eine stündliche Umwälzleistung von dem 2-4fachen des vorhandenen Aquarienwassers. Meist ist die jeweilige Literleistung pro Stunde am Gerät vermerkt. Bei der Berechnung darf nicht vergessen werden, das z.B. durch Filtermedien und laufende Verschmutzung der Wasserdurchfluss verlangsamt wird.
Die Autorin selbst nutzt für kleine Aquarien entweder mittels Membranpumpe betriebene Schwammfilter, oder Motor-Innenfilter und für größere Becken Außen-Topffilter. Die Topffilter werden meist nur mit Tonröhrchen und Filterwatte bestückt. Diese Formen der Filterung reichen bei ausreichender Abstimmung von Wasser-Umwälzung, moderatem Fischbesatz und angemessener Fütterung völlig aus, um dauerhaft klares Wasser zu erzielen.
Sobald der Durchfluss eines Filters merklich nachgelassen hat, sind die Ursachen zu finden und zu beseitigen. Meist hat sich der Filter über die Zeit lediglich entsprechend zugesetzt und die turnusmäßige Reinigung steht an. Die ungehinderte Zirkulation des Aquarienwassers ist grundlegende Voraussetzung für viele wichtige Funktionen innerhalb des Aquariums und jegliche Ursachen von Störungen, z.B. abgeknickte Schläuche etc., sollten umgehend behoben werden.
Die ausreichende Umwälzung des Aquarienwassers ist auch zur Verhinderung von Temperaturschichtungen erforderlich, die vielen Pflanzen abträglich ist. Und Wasserumwälzung ist Voraussetzung für die Fähigkeit zum notwendigen Gasaustausch an der Wasseroberflöche. Deshalb sollte dort eine sichtbare Wasserbewegung vorhanden sein. Das Wasser gibt an der Oberfläche Gase ab und reichert sich dort auch wieder mit Sauerstoff an. Deshalb ist die Wasserbewegung von enormer Wichtigkeit für das gesamte System Aquarium, denn Sauerstoff ist der Motor für viele chemische und biologische Prozesse und unumgänglich nötig.
Die Umwälzung durch eine dem Beckenvolumen angemessene Filterung reicht. Wer zusätzlich Sprudelsteine oder Diffusoren im Aquarium betreibt, muss sich im klaren sein, das das für die Aquarienpflanzen notwendige Kohlendioxid sehr schnell ausgetrieben wird. Der Effekt der Sauerstoffanreicherung des Wassers kommt auch nicht durch die Luftblasen als solches zustande, sondern durch die Bewegung/Umwälzung des Wassers durch die Blasen.
Oft hört man von Aquaristik-Neueinsteigern das Dilemma von trübem Wasser, das einfach nicht klar werden will. Meist dazu dann auch gleich die Todsünde, das das Aquarium jede Woche völlig ausgeräumt wird und der Kies abgekocht, - wie gesagt, das ist eine Todsünde! Dazu kommt dann oft noch, das ständig die Fische sterben. Keine Aquarienpflanze mag es zu dem, in der Anwachsphase der Wurzeln ständig ein und ausgepflanzt zu werden. Die Folgen sind dann zwangsläufig Kümmerwuchs oder Eingehen.
Für ein intaktes Aquarium ist eine gesunde Bakterienkultur unerlässlich. Bakterien sind ein Teil des Systems Aquarium und haben darin grundlegend wichtige Funktionen, die in Folge auch zu klarem Aquarienwasser führen. Wer die Ansiedelung dieser wichtigen Bakterien ständig mit wildem Aktionismus be- oder verhindert, bekommt auch kein klares Wasser im Aquarium. In einem neu eingerichteten Becken, das aber ansonsten hinsichtlich Technik und Filterung gut gestartet ist, weist das Wasser nur in den ersten 1-4 Tagen eine leichte Trübung auf, die von alleine verschwindet.
Eine Hauptursache für bleibende Trübung ist die unangemessene Futtergabe, Fäulnis des Futters, die anfallenden Stoffwechselprodukte der Fische, die das in filtertechnisch und bakterieller Hinsicht noch nicht eingefahrene neue Aquarium gar nicht verkraften kann.
Die Hauptursache für ein Fischsterben in diesen ersten Wochen ist oft eine Ammoniak- oder Nitritvergiftung. Beides kann von den äußerlichen Symptomen her auch mit Sauerstoffmangel verwechselt werden. Ammoniak bzw. Ammonium entsteht als erstes giftiges Zwischenprodukt aus organischem Abfall in Abhängigkeit vom pH-Wert des Wassers. Bei pH-Werten unter 7 entsteht das weit ungiftigere Ammonium. Im Süßwasser verarbeiten Bakterien der Gattung Nitrosomonas das Ammoniak/Ammonium zum sehr giftigen Zwischenprodukt Nitrit. Das Nitrit wird seinerseits nun von Bakterien der Gattung Nitrobacter zu dem weit ungiftigerem Nitrat verarbeitet. Diese Bakterien und Abbaustufen benötigen die Gegenwart von Sauerstoff.
Da sich diese Bakterien in den ersten Wochen der Neueinrichtung erst ansiedeln und entsprechend vermehren müssen, kommt es zunächst zu einem Anstieg der Nitritkonzentration, der im schlechtesten Fall die Aquarieninsassen tötet. Dieser in Aquarianerkreisen oft so genannte "Nitritpeak", sinkt innerhalb weniger Tage von alleine, so man denn die Bildung der Bakterien nicht stört. Wie gesagt, - mit schrubben und kochen des Beckeninhaltes, oder ähnlich schädigenden Aktionen, wird keine funktionierende Bakterienkultur und somit kein zwingend notwendiger Schadstoffabbau im Aquarium erreicht.
Ein Besatz mit schnell wachsenden Pflanzen unterstützt das Aquarium in dieser Zeit, die Pflanzen verarbeiten diese Stoffwechselprodukte. Dies kann aber nur in gewissen Grenzen erfolgen. Kein Pflanzenwuchs kann übermäßige Schadstoffe und unsachgemäße Fütterung im Aquarium kompensieren, - im Gegenteil, bei zu viel Stoffwechselprodukten können Pflanzen auch leiden. Der Aquarianer sollte sich deshalb tunlichst an regelmäßigen Teilwasserwechsel gewöhnen. Am Rande sei bemerkt, das Cryptocorynen bei starken Umweltveränderungen - gerade bei starker Änderung des Wasserchemismus nach zu lange ausgebliebenem Wasserwechsel- durchaus mal mit völligem Zerfall innerhalb weniger Tage reagieren ("Cryptocorynenfäule").
Die Autorin empfiehlt im normalen Gesellschaftsbecken jede Woche 1/3 des Inhaltes zu wechseln. Je nach Besatz, bis hin zur extensiven Zucht, kann das auch mehrfach die Woche - und in Extremfällen sogar mehrfach am Tag werden. Leider ist oft von Problemen mit dem Aquarium zu hören und oft plaudern diese Aquarianer ganz selbstverständlich daher, das sie nur einmal monatlich, oder noch seltener, Wasser wechseln ...- die armen Fische ! Dauerhaft nur alle 2 Wochen Wasser zu wechseln, ist schon leicht an der Kante und kann nur für schwächer besetzte Aquarien gelten. Für Aquarien die aber wasser- und filtertechnisch in Schuss sind und der Bakterienhaushalt effizient arbeitet, ist vorher so gepflegt dann mal in Ausnahme einen mehrwöchiger Urlaub ohne Wasserwechsel kein größeres Problem.
Soweit man über eine gute Wasserversorgung hinsichtlich leidlicher Schadstoff-Freiheit/Armut verfügt und keine Tiere oder Pflanzen halten möchte, deren Ansprüche dieses Ausgangswasser wesentlich übersteigen, so kann man es mit dem regelmäßigem Teilwasserwechsel und entsprechender Filterpflege hinsichtlich Wasserchemismus bewenden lassen, - weitere Zusätze, oder andere aufbereitende Maßnahmen sind dann oft nicht erforderlich.
Oft wird dem Leitungswasser seitens der Wasserwerke Kohlendioxid zugesetzt, um die Rohre vor starken Kalkablagerungen zu schützen. Mit häufigem Teilwasserwechsel kann man in kleinem Maße so auch zur Kohlendioxid-Versorgung seiner Pflanzen beitragen.
Manchmal haben Aquarianer unerklärliche Ausfälle an Fischen und Pflanzen (z.B. Vallisnerien die zerfallen), ohne sich Fehler bei der Fütterung, oder über sonstige technische Ursachen erklären zu können. Hier sollte man mal prüfen, ob im Leitungswasser bereits Kupfer war. Am besten natürlich wenn man das prüft, bevor man ein Aquarium überhaupt in Betrieb nimmt. Und das Kind nicht erst in den Brunnen fällt.
Für sehr empfindlichere Fische und Wirbellose kann bereits ein dauerhafter Wert von 0,01 mg/L toxisch wirken. Die meisten tolerieren etwas mehr, leider aber keinesfalls den in Deutschland zugelassenen Grenzwert von 2 mg/L. Ein nur wenige hundert Meter in ein anderes Haus verbraches eingefahrenes Aquarium, mit relativ anspruchslosen "Fire" Zwerggarnelen, brachte unter den Tieren 100% Todesrate innerhalb 1 Woche nach Teilwasserwechsel. Das Wechselwasser hatte leider in dem Fall 0,6 mg/L Kupfer.
Auch kann man sich nicht immer auf einmal festgestellte Werte verlassen, einerseits kann an alten Hausleitungen gearbeitet worden sein, oder Kupferleitungen ohne Innenbeschichtung wurden gelegt, die entsprechend Kupfer abgeben. Bei Kupferleitungen dauert es leider einige Zeit, ehe sich eine schützende Oxydschicht gebildet hat. Gerade wenn der Teilwasserwechsel mit vortemperiertem Wasser erledigt wird, kann ein ungleich höherer Anteil Kupfer im Wasser gelöst sein, als nur aus der Kaltwasserleitung. Bei Messungen bei Aquarianerfreunden, ergab es z.B eine Verdoppelung.
Bei der Verwendung von Wasseraufbereitern die Schwermetalle binden sollen, darf man nicht vergessen, das die damit entstandenen Kupferverbindungen durch Bakterienaktivität nach etwa 2 Wochen wieder zerfallen, Aufbereiter nachdosiert werden müssen und eine ständige Anreicherung in Becken und Filter mit diesen Kupferverbindungen stattfindet.
Das zum Wasserwechsel benötigte Leitungswasser von Schwermetallen aus der häuslichen Verrohrung befreien zu müssen, wird mit aquaristischen Mittelchen, teils ein teurer Spass. Da hilft dauerhaft nur ein Austauschen gegen Kunststoffleitungen, es sind auch innenbeschichtete Kupferleitungen im Handel. Bei gewissen Ausgangswerten ist evtl. tatsächlich ein Austausch der Verrohrung in Betracht zu ziehen, da ist eine Komplettsanierung im Fall der Fälle womöglich sinnvoller ist, als ewiges Aufbereiten müssen. Das sollte einem auch die eigene Gesundheit wert sein.
Oft kann man auf Anfrage beim zuständigen Wasserwerk ein Merkblatt mit vielen Wasserwerten erhalten. Vielfach kann der Aquarianer auch auf den Internetpräsentationen des jeweils örtlichen Wasserwerkes Informationen zu einigen Werten des eingespeisten Leitungswassers erhalten. Wer sein Leitungs- und Aquarienwasser selber testen möchte, kann das mittels unterschiedlicher Methoden aus dem aquaristischen Fachhandel erledigen. Da wären z.B. Stäbchentests (günstig aber meist nicht genau) und Tropftests die relativ preiswert zu bekommen sind, sowie auch teurere Messgeräte für den ambitionierteren Aquarianer und Züchter.
Der Aquarienfreund darf nie vergessen, das ein Aquarium einem Mini-Ökosystem gleichkommt und ein Eingriff hat oft eine Vielzahl und eine Verkettung von Folgen in Diesem. Ein Aquarium ist viel mehr als ein Behältnis mit Wasser und die Bereitschaft, dieses wenigstens in Grundzügen verstehen zu wollen, sollte mitbringen wer sich dauerhaft erfolgreich mit diesem Hobby befassen möchte.
© 2005 - Petra Mees